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ID 18408

SID MEIER'S CIVILIZATION: EIN NEUES ZEITALTER


cover
Jahrgang: 2018

Verlag: Fantasy Flight Games [->]
Autor: James Kniffen
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2-4

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60-120

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ab 14


f5
Bewertung angespielt: 6.0 von 10
punkte

Score gesamt: 56.0% von 100
score
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Rezension

Ziel

Ich habe zig-mal digitale Welten besiedelt, Kriege gegen Mongolen geführt und bin einmal sogar mit russischen Atomwaffen angegriffen worden. Die erste analoge Umsetzung (WDS) ist sogar noch älter -was man ihr auch ansieht. Die zweite, etwas überdimensionierte Welt hat mir da viel besser gefallen, als die graphisch reduzierte erste. Und jetzt steht bereits die vierte Iteration von Sid Meiers Meisterwerk an... Civilization: Ein neues Zeitalter. Wie schlägt es sich im Vergleich zu seinen Vorgängern?

Regeln

Das Grundprinzip jedes Civilization besteht darin, eine neue Zivilisation aufzubauen und sie durch verschiedene Zeitalter weiterzuentwickeln, ihre Bevölkerung wachsen zu lassen, ihr Territorium auszuweiten, neue Technologien zu erforschen (oder erhandeln oder erobern), Weltwunder zu errichten und bei dem ganzen Spaß leidige Konkurrenten in Schach zu halten oder gar ganz aus dem Weg zu räumen. Ja, Civilization war schon immer sehr kriegerisch, auch wenn mir dieser Teil selten zugesagt hat. Jedenfalls nicht, solange ich noch keine Ironclads hatte, um die Weltmeere zu kontrollieren. Daran hat sich allerdings nichts geändert, denn die strategische Bedeutung von Ozeanen fand bisher in keinem Brettspiel Beachtung.

Hatten die ersten beiden Brettspiel-Umsetzungen noch klassische Spielpläne zur Grundlage, bot die dritte Ausgabe (bereits von Fantasy Flight Games) mittelgroße, quadratische Plankomponenten, aus denen man sich seine eigene Oberfläche zusammenbasteln konnte. Diese Version hier beinhaltet nun asymmetrische, aus kleinen Sechseckfeldern bestehende Teile, die einen noch strategerischeren Eindruck erwecken. Sehr taktisch ist zudem die Aktionswahl geworden: In einer sogenannten "Fokusreihe" liegen bei jedem Spieler fünf Aktionen nebeneinander. Je weiter rechts sich eine Karte befindet, desto mächtiger ist ihre Wirkung. Daher wird sie nach der Nutzung auch gleich ganz nach links verschoben. Mit Wissenschaft erlangt man Fortschritt auf der Technologieleiste, die bei Erreichen bestimmter Schwellwerte die Hochstufung einer beliebigen Fokuskarte auf ein neues Niveau (Techstufe I-IV) erlaubt. Wirtschaft dient dem Erwerb von verstärkenden Handelsmarkern und Diplomatiekarten durch den Einsatz von Handelskonvois/Planwägen, mittels Industrie werden Städte und Weltwunder errichtet. Kultur dient der Einflussausbreitung von Stadtgebieten und Militär wird für Angriffe gegen Mitspieler/Barbaren/Stadtstaaten benötigt. (Hauptstädte können aber leider nicht besetzt werden.)

Auch Barbaren tummeln sich auf der Weltkarte. Statt wie früher als immobiles, zu entdeckendes Plättchen sind es nun tatsächlich Figuren, die auf zufällige Nachbarfelder (Würfelentscheid) weiterziehen und uns Spieler nicht nur behindern, sondern dabei auch angreifen. Auf das Spielziel haben sie jedoch keinen direkten Einfluss. Ziel ist es nämlich, mindestens jeweils eine der beiden Anforderungen auf jeder der drei zu Beginn gezogenen Spielzielkarten zu erfüllen -beispielsweise zwei rote Weltwunder zu bauen oder 15 Felder zu besetzen.

Meinung

Mit der dritten Civilization-Version hatte ich zwei Probleme: Die Regeln waren mir zu viel, zu verworren, zu kompliziert und die Spieldauer mit 3-4 Stunden viel zu lang. Die zweite gefiel mir da deutlich besser -und das trotz erheblich längerer Spieldauer von um die 12 Stunden. Sie konzentrierte sich dafür auf die wesentlichen Elemente, die für mich den besonderen Reiz des Computerspiels ausmachten: Wirtschaftswachstum, technologischer Fortschritt, Expansion und der (bisweilen auch aggressive) Dialog mit anderen Hochkulturen. Für Ein neues Zeitalter wurden nun genau diese Probleme adressiert und begradigt: Das Regelwerk wurde gegenüber dem Vorgänger spürbar vereinfacht, der Technologiebaum auf ein kleines, festes Set zusammengestrichen. Dafür sind mit dem Erwerb neuer Technologien nun automatisch kompliziertere Effekte verfügbar, die immer wieder zum Nachlesen zwingen und für ungewollte Unterbrechungen sorgen. Zudem ist es ärgerlich, dass mir eine geradlinige Planung nicht mehr möglich ist. Kurzfristig mal 2 Schritte in einer bestimmten Technologierichtung vornehmen macht keinen Sinn mehr, da die Entwicklungssprünge deutlich größer sind, wenn ich alle fünf Entwicklungsbranchen abwechselnd auswähle. Hinzu kommt: Bei nur 20 Technologien -die sich zudem teilweise sehr ähnlich sind- gibt es wenig Abwechslung und alle Spieler wurschteln ungefähr gleichartig parallel. Individuelle Entwicklung mit gefühlten Meilensteinsprüngen: Fehlanzeige. Fast wirkt es, als wären die Technologiebäume des guten alten Civilization nach Progress (NSKN) ausgelagert worden, weil sie hier nicht mehr ins Konzept passten.

Die Kehrseite der Medaille: Ich muss keine ewige Forschungsarbeit mehr leisten und kann mich auf das Wesentliche konzentrieren: Expansion und taktische Kriegsführung. Zumindest die Spieldauer passt da schon viel besser, denn endlich lässt sich der Marsch durch die Geschichte im Eiltempo von unter 2 Stunden bewältigen. Episch fühlt sich das zwar nicht mehr an, aber dafür kann ich ja nun mein Volk jeden Tag aufs Neue voran bringen. Sofern ich das überhaupt will, denn auf Dauer ist es sicherlich nicht erstrebenswert, jeden Tag von Null zu beginnen. Zumal viele Abläufe mechanisch erscheinen und entscheidende Elemente nicht beeinflussbar sind. Am meisten stört mich dabei das Gelände. Den Vorteil einer computergenerierten Landschaft, die erst schrittweise erkundet werden muss, kann natürlich kein Brettspiel bieten. Alles ist für alle Spieler sicht- und planbar. Bis auf verdeckte Elemente, was beim großen Civ von Eagle Games wohl die Ressourcenmarker waren. Hier sind es dämliche Barbaren, die mit ihren ausgewürfelten Bewegungen ganz schön nerven können. Die Landschaft wirkt eigentlich recht schön, sogar besser als die des Vorgängers, doch große Seen und Binnenmeere sorgen für eine starke strategische Trennung der Landmassen. Wasser zu überqueren erfordert nämlich eine entsprechende technologische Entwicklung, auf die ich selten Lust habe -vor allem, wenn (fast) direkt neben mir ein anderer Konkurrent hockt. So verwundert es dann auch nicht, dass meist derjenige gewinnt, der sich allein und in Ruhe entwickeln kann. (Beim Computer war viel Handelskontakt mit anderen Zivilisationen vorteilhaft.) Um dies zu ändern, müssten alle Teilnehmer ein wenig Spielerfahrung gesammelt haben -was bisher nie der Fall war, da der Reiz dann eben doch nicht bei allen Spielern so groß war, es gleich noch einmal zu probieren.

Fazit

Durch die Komplettüberarbeitung wurden sämtliche Schwächen der Vorgänger ausgemerzt. Dennoch konnte mich Civilization: Ein neues Zeitalter nicht fesseln. Meine Lieblingskomponente, der Technologiebaum, oder sagen wir besser: die Erforschung neuer Technologien, wurde regelrecht massakriert. Er mag nun ausgewogen und fair beeinflussbar sein, jedoch hat dieser wichtige Teil seine Ausstrahlung für mich komplett verloren. Der austauschbare Rest reicht mir nicht, um das neue Civ gegenüber anderen aktuellen Strategiespielen bestehen zu lassen. Schade.


2019-02-19, Carsten Pinnow (cp)



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Bewertungen
6cp
13.01.2019
ordentliches Entwicklungsspiel, das mit dem bekannten Civilization leider nicht mehr so viel gemein hat

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