ORA ET LABORA
Ziel
Ora et labora –bete und arbeite. In den Klöstern des Mittelalters gehörte harte Arbeit zum Alltag. Die Entwicklung bis hin zum großen Bistum, das ganze Landstriche von der Küste bis hin zum Gebirge umspannt, kann in Uwe Rosenbergs neuem Landwirtschafts-Schwergewicht mit bis zu vier Spielern simuliert werden. Neben über 100 Spielkarten gehören 450 Pappmarker (u.a. für zehn verschiedene Ressourcen) zum Lieferumfang.
Regeln
Die Spieler führen reihum stets genau eine Aktion durch, wobei es sich entweder um das Einsetzen einer Spielfigur (Geistliche, zur Nutzung eines Gebäudes), dem Entfernen (Ernten) einer Wald- oder Moorkarte (Holz, Torf) vom eigenen Bistums-Tableau oder der Errichtung eines Gebäudes (auf einem freien Feld des Bistums) handelt. Wie bei Le Havre dürfen aber auch die Gebäude der Mitspieler (per „Arbeitsauftrag“) benutzt werden, die dafür mit einer Münze entlohnt werden. Während die Basisgebäude Rohstoffe (Getreide, Vieh, Lehm, Stein, Trauben, Malz, Mehl) vom „Ertragsrad“ liefern, dienen fortgeschrittene Bauwerke der effizienten Weiterverarbeitung und Siegpunktgenerierung. Für Holz und Torf müssen stattdessen entsprechende Karten abgegeben werden. Natürlich lässt sich das Bistum durch zusätzliche Landstriche (mit Küstenregionen, Gebirgen, neuen Wäldern und Mooren) auch erweitern.
Die freien Felder werden durch Gebäude besetzt, von denen zu Beginn allerdings nur ein kleiner Teil zur Verfügung steht. In insgesamt vier Schritten kommen neue Bauwerke während des Spiels hinzu, der jeweilige Zeitpunkt wird dabei vom Ertragsrad bestimmt. (Bei drei Spielern ist dies beispielsweise nach den Runden 6, 12, 15 und 20 der Fall.) Bei einem der drei Geistlichen handelt es sich um den Prior, der –sofern noch nicht benutzt- in ein neu errichtetes Gebäude gleich einziehen und seine Funktion nutzen kann. Sind alle Figuren im Einsatz, kommen sie zu Rundenbeginn kostenlos zurück.
Jedes Mal, wenn neue Gebäude bereitgestellt werden, wird das Spiel zudem durch eine Siedlungsphase unterbrochen, in der spezielle Siedlungsgebäude errichtet werden können. Diese liefern am Ende in einer Sonderwertung weitere Siegpunkte. Bezahlt werden Siedlungen mit Energie und Nahrung. Zur Energiegewinnung wiederum genügt das Umdrehen von Getreideplättchen auf ihre Rückseite.
Nach 24 regulären Runden wird noch eine weitere durchgeführt, in der Gebäude errichtet oder genutzt werden dürfen. Wer sich für ein „kurzes Spiel“ entscheidet, spielt stattdessen nur 12 Runden. Zudem sind je nach gewähltem Szenario „Frankreich“ oder „Irland“ teilweise unterschiedliche Gebäude und Rohstoffe im Spiel. Alle Gebäude/Siedlungen sowie einige produzierte Waren liefern Siegpunkte. Wer in Summe die meisten hat, gewinnt.
Meinung
Ora et Labora –das Spiel macht seinem Namen alle Ehre, denn es erfordert Verwaltungsarbeit, Planung und Zeit. Die verlagsseitig angegebene Spieldauer von 1-3 Stunden ist nur für die Kurzversion in Mindestbesetzung realistisch. „Kurz“ zu viert bedeutet bereits 2-3 Stunden, während beim regulären Spiel als Faustregel eher mit „(2 + Anzahl Spieler) Stunden“ kalkuliert werden sollte. Maximal also bis zu sechs Stunden zu viert. Dass dies eindeutig zu viel ist, haben aber auch Verlag und Autor offenbar eingesehen, denn sie empfehlen die erste Partie nur zu zweit auszuprobieren. Und siehe da, zu zweit ist es auch gar nicht so langatmig, allerdings werden leider nur die Hälfte der Gebäude verwendet.
An dieser Stelle muss natürlich der Vergleich mit Agricola und Le Havre gezogen werden, den beiden vorherigen Schwergewichten des Autors. Thematisch und vor allem optisch sind zwar deutliche Ähnlichkeiten zum Gewinner des Deutschen Spielepreises 2008 vorhanden, die Mechanismen orientieren sich jedoch deutlich mehr an Le Havre, bei dem ebenso die Karten der Mitspieler benutzt werden können. Ora et Labora beinhaltet zwar zwei verschiedene Varianten (Irland/Frankreich), dennoch gibt es nicht ansatzweise so viele verschiedene Aktionsmöglichkeiten wie bei Agricola –und damit weniger Arbeit durch das Lesen von Kartentexten. Die Unterschiede zwischen den beiden Ländern sind zudem für die Entwicklung der Bistümer nicht entscheidend. Aber die sind charmant, so gibt es in Frankreich beispielsweise Brot und Wein, während in Irland Whiskey und Bier produziert werden.
Der Charme des Spiels ist es denn auch, der die Spieler von Beginn an fesseln muss. Denn meistens sind sie damit beschäftigt, ihre nächsten Investitionen zu planen und vor allem die richtigen Zeitpunkte abzupassen, Rohstoffe zu ernten. Dies bedeutet, stets das nicht besonders übersichtliche Ertragsrad im Auge zu behalten, bei dem die Mitspieler zudem immer wieder dazwischen pfuschen. Dass dieses Rad für jedes Spiel je nach gewählter Variante und Teilnehmerzahl neu zusammen gebaut werden muss, ist ein kleines Ärgernis, das mit ein oder zwei zusätzlichen Pappbögen mehr hätte vermieden werden können.
Fazit
Ora et Labora bietet viel für’s Geld. Viel Material, viele wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten und viel Atmosphäre. Allerdings wird dafür auch etwas Ausdauer benötigt, denn in voller Besetzung dauert eine Partie bis zu sechs Stunden. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann in aller Ruhe Whiskey brauen oder Wein keltern.
5 | cp 15.11.2011 | k?nnte sehr sch?n sein, dauert mir pers?nlich jedoch viel zu lang |
9 | ephraim 02.01.2012 | klasse spiel mit bis ganz tief ins detail ausgefeilten mechanismen, wunderbar durchdacht. dauert lange, das stimmt, aber ora et labora hat ganz sicher nicht den anspruch, ein schnellspa?spiel f?r die ganze familie zu sein. man muss sich schon in die materie eindenken und sich ganz darauf konzentrier |
9.5 | cantstop74@web.de 23.08.2013 | |
10 | -NeXuS- 16.10.2013 | Ein teifgründiges, taktisches Spiel mit hohm Anspruch an die Spieler. Hat man sich drauf eingelassen erwartet einen jedoch ein Feuerwek an Vielfalt und Spaß. |
6 | Mario1976 10.05.2014 | Mehr Arbeit als Spiel, langatmig und zu viele Rohstoffe |
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Komplexität: sehr hoch
Kommunikation: gering
Interaktion: gering
Einfluss: hoch