AUGSBURG 1520
Ziel
Regeln
Meinung
Die folgende Rezension erschien in ähnlicher Form beim Reich der Spiele.
Ein origineller Versteigerungsmechanismus ist Kernstück von Augsburg 1520, dem zweiten Spiel von Karsten Hartwig beim Ravensburger-Ableger Alea. Die Spieler schlüpfen dabei in die Rolle Jakob Fuggers und verleihen Geld an Kaiser, Könige & Kirche. Als Gegenleistung erhalten sie zahlreiche Privilegien, mittels derer sie an möglichst viel Prestige und Macht gelangen müssen.
Doch bevor die großzügigen Gegenleistungen erhalten werden können, müssen die säumigen Schuldner erstmal von der Notwendigkeit überzeugt werden, ihre Schulden zurückzuzahlen. Sparsamerweise sind diese nämlich der Überzeugung, in jeder Spielrunde nur einem Spieler seine Schulden zurückzuzahlen, und zwar demjenigen, der die meisten Schuldscheine vorweisen kann. Solche können am Rundenende nachgekauft werden und zeigen unterschiedliche Werte (Zahlen), die sich auch auf den Kaufpreis auswirken.
Für jeden der insgesamt fünf prominenten Schuldner gibt es spezielle Schuldscheine, mit denen reihum geboten werden kann. Ein Gebot muss nicht erhöht werden, die Spieler können zum jeweiligen Höchstgebot auch gleichziehen - vorausgesetzt sie haben noch genügend Scheine für die betreffende Person auf der Hand. Haben alle noch nicht ausgestiegenen Bieter gleichgezogen, endet die Versteigerung und die gebotenen Schuldscheine werden offengelegt. Wer den wertvollsten Schuldschein besitzt (d.h. die Karte mit der höchsten Zahl), gewinnt die Auktion und erhält dafür zwei Privilegien.
Prinzipiell müssen die Spieler hierbei zwischen drei strategischen Entwicklungsrichtungen wählen: Verbesserung des Einkommens, mehr Siegpunkte oder Erhöhung der Schuldschein-Auswahl zum Kauf. Ein echtes Dilemma, denn einerseits müssen alle drei Entwicklungspfade mittelfristig ausgebaut werden und bedingen teilweise einander. Was bringt es z.B. ein hohes Einkommen zu haben, wenn man nicht genügend Schuldscheine angeboten bekommt, um das Geld auch investieren zu können? Was bringen viele Siegpunkte, wenn die zur Überschreitung der 25-Punkte-Grenze notwendige Kirche noch nicht gebaut werden konnte weil entweder das Geld oder das Privileg gefehlt hat? Was bringen Kirche und Dom, wenn es kaum Siegpunkte gibt? Andererseits benötigt man für bestimmte Boni die höchsten Entwicklungsstufen, sodass es manchmal vorteilhafter ist, eine etwas einseitige Strategie zu nutzen - vorausgesetzt ein Mitspieler ist nicht auf dieselbe Idee gekommen. Ein stets waches Auge für die eigenen Bedürfnisse ist hier in jedem Fall von Vorteil.
Weiteres Konfliktpotential birgt die Verknappung der Entwicklungsschritte. Während die Entwicklungsplättchen in der ersten Stufe noch in ausreichender Zahl vorhanden sind, ist das letzte Plättchen nur noch einmal da. Will sich ein Spieler nun irgendwo verbessern und das entsprechende Plättchen ist nicht mehr vorrätig, so darf er es sich von einem Mitspieler nehmen. Da überlegt man sich besser dreimal, ob man einen bestimmten Entwicklungsschritt eher am Ende einer Runde plant oder doch das Risiko eingeht, ein gerade gewonnenes Plättchen gleich wieder zu verlieren. Denn wer hier nicht aufpasst, kann sich u.U. ganz schön ärgern.
Nach 4 bis 7 Runden ist Schluß, oft genug genau dann wenn man "gerade kurz davor war aufzuholen" oder "nur noch 1 Runde gebraucht hätte", was nicht unwesentlich daran liegt, dass führende Spieler durchaus kollektiv gebremst werden können. Dadurch erhält das optisch ansprechende Augsburg 1520 einen hohen Wiederspielreiz, der sich auch nach mehreren Partien kaum abnutzt.
Bei der Wahl zum Deutschen Spielepreis 2006 landete Augsburg 1520 übrigens als beliebtestes Alea-Spiel auf dem 9.Platz. Zurecht, wie wir meinen.
Fazit
7 | cp 26.04.2009 | |
5.5 | niggi 26.04.2009 | |
9.5 | kathrin 26.04.2009 | |
6 | rolf.gerhard 12.08.2009 | |
7 | sandokan 27.10.2010 | Kein Alea-Kracher aber solide |
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Komplexität: durchschnittlich
Kommunikation: durchschnittlich
Interaktion: hoch
Einfluss: hoch