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Datenblatt image
ID 17783

MEA CULPA


cover
Jahrgang: 2016

Verlag: Zoch [->]
Autor: Rüdiger Kopf, Klaus Zoch
Grafik: Franz Vohwinkel

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2-4

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90

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ab 14


f5
Bewertung angespielt: 8.0 von 10
punkte

Score gesamt: 60.0% von 100
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Rezension

Ziel

Als eine Wahrsagerin zwei bis vier Säufern verkündet, dass nur ein einziger Sünder nach Fertigstellung zweiter Dome in den Himmel kommt, fährt den betroffenen Protagonisten der Schrecken in die Glieder. Aus Angst vor der ewigen Verdammnis in der Hölle setzen die Spieler alles daran, so nahe wie möglich dem Himmelstor zu kommen. Dazu benötigen sie wertvolle Ablassbriefe, für deren Erhalt sie wiederum sündigen müssen.

Regeln

Zunächst wird der Spielplan in die Mitte gelegt und mit sieben Warensteinen aus dem Stoffbeutel sowie vier Freudenhauskarten bestückt. Jeder Spieler erhält ein Kerbholz, sieben Sündensteine, eine Schatulle und einen Sichtschirm, hinter den er 25 Taler aus der Kasse legt. Abhängig von der ausgelosten Spielerreihenfolge starten die Protagonisten außerdem mit einem kleinen Vorteil, der sofort als Spende in der Schatulle verstaut wird. Die Domteile und das Geld sowie die Ablassbriefe in vier verschiedenen Farben werden neben dem Spielplan bereitgelegt. Alle Warensteine (außer den sieben Waren auf dem Markt) verbleiben im Stoffbeutel.

Zu Beginn einer Runde bietet jeder Spieler auf einen Charakter und führt bei Erhalt der Charakterkarte dessen Vorspiel aus. Um zu bieten, drehen die Sünder ihr Kerbholz geheim auf einen frei wählbaren Wert und fügen ggf. noch Geld hinzu. Die Summe aus Kerben und Geld ist der Bietwert. Abhängig vom Bietwert dürfen sich die Spieler einen Charakter aussuchen, den sie bis zum Ende der Runde behalten. Jeder Charakter beinhaltet unterschiedliche Vorteile. Beispielsweise erhält der Händler am Ende jedes eigenen Spielzugs einen Stein kostenlos vom Markt. Der aktive Spieler darf entweder aussetzen oder eine der folgenden Aktionen ausführen:

•    Er kauft eine Ware oder einen Ablassbrief (falls vorhanden)
•    Er verkauft eine Ware
•    Er spendet
•    Er besucht das Freudenhaus

Liegen mehrere gleiche Waren im Markt, kann ein Spieler auch zwei gleiche Waren zum Preis von einer Ware kaufen. Für diese Habgier muss er allerdings einen Sündenstein in den Sündenpfuhl der Habgier werfen. Spenden werden immer in die Schatulle gelegt. Diese ist in zwei Fächer unterteilt. Das Fach ist immer frei wählbar. Im Laufe des Spiels kommt es zu zwei Spendenauswertungen (immer dann, wenn ein Dom fertiggestellt wurde). Durch den Besuch des Freudenhauses erhalten die Spieler diverse Boni, die entweder Geld einbringen oder eine Sonderaktion erlauben. Dafür muss der Spieler aber sein Kerbholz weiterdrehen, es sei denn, er besitzt den Charakter des Kleinen Sünders. Auch als Papst kann man das Freudenhaus besuchen, allerdings inkognito. Wird der Papst von seinen Mitstreitern nicht erwischt, muss er sein Kerbholz nicht weiterdrehen.

Sobald alle Steine vom Markt genommen wurden, endet die laufende Runde. Nun werden die Kerbhölzer verglichen. Der Spieler mit den meisten Kerben muss seine Arme Seele in Richtung Hölle ziehen. Im Verlauf des Spiels wandern die Seelen der Spieler auch dann zum Fegefeuer, wenn sie mit Sündensteinen in einem Sündenpfuhl vertreten sind, der aufgrund der Papststeine zur Leerung kommt. Mit einer Spendenauswertung bei Fertigstellung des Doms erhalten die beiden großzügigsten  Spender Ablassbriefe vom Vorrat. Das Spiel endet nach der zweiten Spendenauswertung. Für ein Set aus vier unterschiedlichfarbigen Ablassbriefen ziehen die Spieler ihre Arme Seele acht Felder in Richtung Himmel. Einzelne Ablassbriefe bringen die Seele ein Feld vorwärts. Wer am Schluss am nächsten zum Himmel steht, gewinnt das Spiel. Alle anderen Spieler fahren zur Hölle.

Meinung

Mea Culpa ist innovativ, originell, witzig, anspruchsvoll, abwechslungsreich und spannend. Mit anderen Worten ausgedrückt: dieses Spiel ist einfach geil.

Das Thema der Ablassbriefe ist relativ ungewöhnlich, aber nichtsdestotrotz hat es auch schon bei anderen Veröffentlichungen Einzug gehalten (z.B. bei Domus Domini). Der Gesamtkontext rund um das Spiel und das Thema ist bei Mea Culpa aber einzigartig und sensationell in Szene gesetzt. Das fängt schon mit den erforderlichen „Bastelarbeiten“ an, um die Schatullen und die Kerbhölzer zusammenzusetzen. Die Anleitung zum Zusammenbau ist hervorragend konzipiert, und selbst ungeübte Bastel-Dummies schaffen es auf Anhieb, die Teile zusammenzubauen. Damit die Kerbhölzer halten, muss jedoch auf die Hilfe von Tesa oder Klebstoff zurückgegriffen werden, denn nur zusammengesteckt gehen die Hölzer schnell wieder auf.

Wie bei jedem Spiel ist der Spielspaß natürlich der wichtigste Faktor. Und dieser Spaß ist bei Mea Culpa in höchstem Maße ausgeprägt. Das Thema des Spiels wurde hervorragend umgesetzt, und die Mechanismen funktionieren ausgezeichnet. Das Spiel macht in jeder Konstellation Spaß, wobei die Maximalanzahl von vier Spielern den maximalen Fun garantiert. Mea Culpa eignet sich übrigens sowohl für Vielspieler als auch für ambitionierte Gelegenheitsspieler. Lediglich jüngeren Kindern oder klassischen Familienspielern dürfte das Ganze zu komplex sein.

Die erste Überlegung einer jeden Runde fängt schon beim Bieten auf die Charaktere an. Diesbezüglich lohnt sauf jeden Fall ein genauer Blick auf die ausliegenden Freudenhauskarten, denn manche dieser Karten sind extrem mächtig, z.B. das Schicken aller Mitglieder fünf Schritte in Richtung Hölle. Dafür lohnt sich mit Sicherheit ein hoher Einsatz und die Wahl des Kleinen Sünders, denn fünf Schritte sind schon verdammt viel. Um einen solch gewaltigen Rückschritt aufzuholen müssen die Betroffenen fast schon ein Set vervollständigen oder zumindest fünf beliebige Ablassbriefe ergattern. Insofern ist speziell diese Freudenhauskarte fast schon zu mächtig, aber auf der anderen Seite haben es ja alle Spieler selber in der Hand, mit einem hohen Gebot die Karte abzugreifen. Liegen mittelmäßig wertvolle Freudenhauskarten aus, ist die Wahl des Charakters auch von großer Wichtigkeit. Der Kaiser erscheint auf den ersten Blick am schwächsten, aber die Möglichkeit einer zweifachen Spende darf keinesfalls unterschätzt werden. Dieser Bonus entspricht schließlich quasi einer Spenden-Bonusaktion, und wer viele Waren im Besitz hat, sollte durchaus spendabel sein. Bei der Spendenauswertung kann sich das lohnen. Geiz ist in diesem Fall also nicht geil ;-)

Lohnt sich ein hohes Kerbholzgebot, bzw. das Heraufdrehen des Kerbholzwerts im Rahmen eines Puff-Besuchs? Kommt ganz drauf an, wie viel Kerben die Mitstreiter geboten haben. Hat ein Konkurrent beispielsweise nur eine Kerbe investiert, sollte vor einem extrem hohen Kerbholzgebot abgesehen werden. Denn schließlich wandert die Arme Seele des betroffenen Sünders dann rigoros Richtung Hölle, und mehr als zwei bis drei Schritte ist selbst die verlockendste Freudenhaus-Aktion in der Regel nicht wert. Es gilt also vieles abzuwägen, aber dabei wird der Gehirn-Prozessor der Spieler niemals bis zum Durchschmoren beansprucht. Mea Culpa ist nämlich ein durchaus anspruchsvolles, aber kein übermäßig kompliziertes Spiel. Der Schwierigkeitsgrad ist in etwa bei Fresko und ähnlichen Veröffentlichungen angesiedelt.

Fazit

Wer ein originelles Thema mit frischem Material und relativ anspruchsvollen Mechanismus sucht, liegt bei Mea Culpa goldrichtig. Dieses Spiel kann bedenkenlos über den grünen Klee gelobt werden, weil das Ganze schlichtweg super ist.


2016-11-16, Wolfgang Volk (heavywolf)



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Bewertungen
9heavywolf
12.11.2016
7cp
15.11.2016
Die Illustrationen können mit dem Humor des Spiels leider nicht mithalten. Schade, da wurde Potential verschenkt.

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