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Datenblatt image
ID 14176

HELVETIA


cover
Jahrgang: 2011

Verlag: Kosmos [->]
Autor: Matthias Cramer
 
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2-4

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60-90

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ab 12


Material: hochwertig
Komplexität: hoch
Kommunikation: durchschnittlich
Interaktion: durchschnittlich
Einfluss: hochf5
Bewertung angespielt: 7.6 von 10
punkte

Score gesamt: 59.2% von 100
score
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Rezension

Ziel

Die Schweizer sind schon ein lustiges Völkchen. Sie haben das Kräuterbonbon und das Conchieren erfunden und auf ihren Berghängen leben wahrscheinlich mehr Kühe als Einwohner in den (wenigen) Städten. Noch viel lustiger war es dort zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als es noch kein Frauenwahlrecht gab und die Kinder verheiratet wurden, kaum dass sie die Schule (kurz) besuchen durften. Das stimmt so nicht? Nun, bei Helvetia ist es aber so.

Jeder Spieler führt hier sein eigenes Dorf, das aus einem zentralen Dorfanger und drum herum entstehenden Spezialgebäuden besteht. Um die Gebäude bewirtschaften zu können, müssen dort Bewohner platziert werden. Genauer gesagt: ein Bewohner. Seinen Lebenspartner erhält er nämlich aus einem Nachbardorf, was anschließend auch eine Vermehrung und in Folge dessen die Besetzung weiterer Häuser ermöglicht.

Regeln

Jedem Spieler stehen pro Runde mehrere Münzen zur Verfügung, mit denen er seine Aktionen einteilen kann. Wer am Zug ist, setzt beliebig viele davon ein um eine bestimmte Aktion (mehrfach) auszuführen. Sobald nur noch ein einziger Teilnehmer Münzen besitzt, wird er Startspieler und die Runde endet. Als Aktionen stehen zur Wahl: einen Bewohner verheiraten (Pfarrer), Kind produzieren (Hebamme), Ware liefern (Fuhrmann), neues Gebäude bauen (Baumeister) und die müden Dorfbewohner wieder aufwecken (Nachtwächter).

Um eine bestimmte Ware zu liefern, wird ein entsprechendes Produktionsgebäude benötigt, dessen Bewohner danach schlafen geht und hingelegt wird. Dies wird auf dem Spielplan mit einem kleinen Holzwürfelchen markiert, denn jede der 16 Waren ist einmalig einen Siegpunkt wert. Fortgeschrittene Produkte führen sogar zu Kettenreaktionen, so wird beispielsweise für Käse eine Kuh benötigt, die wiederum Heu braucht. Auch neue Gebäude (wovon jede Runde fünf neue zusätzlich angeboten werden) erfordern das Vorhandensein spezieller Baumaterialien. So benötigt ein Ziegenstall beispielsweise Holz, Lehm und Stein. Um die durch Fuhrmann und Baumeister ermüdeten Gestalten zu reaktivieren, muss der Nachtwächter genutzt werden, der einen der vier Quadranten des Dorfes komplett aufweckt – inklusive der angeheirateten Figuren der Mitspieler.

Neue Kinder werden zunächst bei ihren Eltern platziert und in der Folgerunde in die „Schule“ versetzt. Von dort können sie direkt verheiratet werden, was aber auch später im Dorf problemlos möglich ist. Scheidungsfälle und gleichgeschlechtliche oder nicht monogame Beziehungen sind bei Helvetia allerdings nicht vorgesehen.

Wer am Rundenende die meisten Münzen einer Aktion eingesetzt hat, erhält ein entsprechendes Bonusplättchen, das in der Folgerunde als zusätzliche Aktion benutzt werden kann. Diese Plättchen zählen ebenso wie die Rolle des Startspielers als Siegpunkt, was bei Helvetia jedoch grundsätzlich nur temporären Charakter hat. Oder anders ausgedrückt: Jeden Punkt gibt es immer nur genau ein Mal und nicht jede Runde wiederkehrend. Punkte gibt es aber nicht nur für Waren, sondern auch für bestimmte Gebäude (die sonst keine weitere Funktion aufweisen) und das Erfüllen bestimmter Aufgaben (als Erster Dorfanger komplett umschlossen, als Erster kompletten Produktionszweig beliefert etc.). Das Spiel endet, sobald jemand 20 Punkte gesammelt hat.

Meinung

Käse, Schokolade, Skifahren, Hüttengaudi – damit hat Helvetia nichts zu tun. Es geht (mal wieder) um Workerplacement, Gebäudebau und Warenproduktion. Doch irgendwie ist alles anders in der Schweiz, nicht nur dass gegen den Uhrzeigersinn gespielt werden muss. Die Arbeiter sind männlich oder weiblich und auf der Unterseite mit einer Kinderfigur beklebt. Um zu erkennen dass die männlichen Holzsteine etwas größer geraten sind und einen Hut anstelle von Haaren tragen, muss jedoch etwas genauer hingesehen werden. Das gilt auch während des Spiels, denn etwa die Hälfte der Population wird zum leben in andere Dörfer geschickt (sprich: verheiratet) um die jeweiligen Güter herstellen zu können. Das heißt eigentlich wird der Nachwuchs noch minderjährig zum arbeiten aus dem Dorf gejagt – zu Spielbeginn gibt es dafür sogar noch ein paar Belohnungen in Form von Münzen, die Kinder werden also quasi verkauft. Aber lassen wir das.

Die Verteilung der benötigten Produktionsgebäude über die Dörfer der Spieler hat jedenfalls zur Folge, dass permanent alle Plättchen und Spielsteine beobachtet werden müssen. Wo kann noch geheiratet werden, welches Geschlecht wird dafür benötigt und um welche Gebäude handelt es sich? Welche Figuren sind noch aktiv und können für welche Produktionsketten genutzt werden? Lohnt es sich den Nachtwächter zu aktivieren, wenn ja wo – oder sollte vielleicht abgewartet werden, ob ein Mitspieler dies übernimmt? Wo sind wie viele Einwohner schon müde und wie viele davon gehören den Mitspielern? Und wie häufig soll eine Aktion durchgeführt werden?

Es gibt wahrlich viel zu bedenken bei Helvetia, selbst beim Anlegen neuer Gebäude. Werden Gebäude der gleichen Produktionskette im selben Viertel errichtet, lassen sie sich bequem mit nur einer einzigen Nachtwächteraktion reaktivieren – vorausgesetzt es kommen die passenden Plättchen und die Mitspieler sind nicht schneller. Eine alternative Strategie stellt das massive Liefern von Waren dar, das jedoch ebenfalls weitere Gebäude benötigt. Reine Siegpunktgebäude sind in der zweiten Spielhälfte sehr lukrativ, da sie sichere 3 Punkte liefern – ein ausgesprochen guter Ertrag.

Beim Abzählen der gesammelten Siegpunkte sind die roten Symbole auf Plan und Plättchen sehr hilfreich, wenngleich sie bei den Plättchen für Fuhrmann und Nachtwächter auch zu häufigen Verwechslungen führen, da sie unterscheidungsrelevante Abbildungsunterschiede überdecken. Das ist etwas, was dem Spiel selbst dank seines schicken Designs im Regal wohl kaum passieren wird.

Fazit

Helvetia ist absolut kein Familienspiel, sondern wendet sich an den erfahrenen Vielspieler, der vor komplexen Abhängigkeiten, unintuitiven Mechanismen und unübersichtlichen Aufbauten nicht zurückschreckt. Nach etwa zwei bis drei Partien sitzt der Ablauf und Helvetia beginnt, seinen vollen Reiz zu entfalten. Während zu Beginn nämlich eher herumgealbert und über „merkwürdige Bergvölker“ und ihre Vermehrungsstrategien – von „wegheiraten“ bis hin zum „noch ein paar Kinder machen“ ist hier verbal alles drin – gelästert wird, sind es später eher die unorthodoxen Abläufe, die Helvetia für Vielspieler zu einer willkommenen Abwechslung machen.


2011-10-04, Carsten Pinnow (cp)



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Bewertungen
7cp
26.09.2011
Dies ist KEIN Familienspiel, sondern deutlich anspruchsvoller.
9xaverius
02.11.2011
Ein Spiel nicht nur f?r Schweizer - aber einem Schweizer gef?llt es besonders gut!
9heavywolf
28.11.2011
Super-Spiel - f?r Freunde von Puerto Rico, Agricola etc. absolut empfehlenswert
6RogueTrader
11.12.2011
Mehr Arbeit als Spiel
9Blindfisch
09.01.2012
klasse spiel! Sehr sch?ne Mechanismen, der Spielplan wirkt allerdings etwas un?bersichtlich
7.5MarkusB
09.05.2013
7UliWolter
25.05.2014
6.5schuetzkevin
14.08.2019

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