FREMDE FEDERN
Ziel
Die Politik ist ein schmutziges Geschäft. Voller Looser, die es im wahren Leben zu nichts gebracht haben und sich dennoch für ein Alphatier halten. Besonders erfolgreich sind diejenigen, die sich unauffällig mit fremden Federn schmücken –und sei es nur durch einen gekauften Doktortitel. Friedemann Friese nahm sich dieses traurigen Themas an und lässt in seiner Bananenrepublik einen neuen Präsidenten wählen. Die Spieler müssen sich nur noch um die Wählerstimmen kümmern...
Regeln
Durch gleichzeitiges Wählen einer Handkarte wird jede Runde die Spielerreihenfolge bestimmt. In dieser werden dann abwechselnd Wahlhelfer in die leeren Büros des Ministeriums platziert. (Dies kann durch eine entsprechende Aktionskarte unterstützt werden.) Danach werden alle verbleibenden Handkarten noch ausgespielt, bevor neue Karten aus der Auslage von Spielern mit Wahlhelfern in Einkaufsbüros erworben werden können. Die so ausliegenden Aktionskarten sind umso teurer, je neuer sie sind. Am Rundenende wird die Reihe wieder aufgefüllt, sodass liegengebliebene langsam günstiger werden.
Rote Karten (z.B. Abitur) sind ziemlich nutzlos und verstopfen das Kartendeck. Es gibt sind (zwangsweise) kostenlos dazu, wenn eine Karte rechts von ihnen erworben wird. Es gibt aber auch Möglichkeiten, eine solche Karte wieder loszuwerden.
Das Spiel endet bei Erreichen von 95 Siegpunkten oder dem Erwerb des letzten Doktortitels, spätestens jedoch nach elf Runden.
Meinung
Fremde Federn bedient sich hauptsächlich bei Vlaada Chvatils Im Wandel der Zeiten, Donald X. Vaccarinos Dominion und Uwe Rosenbergs Agricola, worauf ausführlich auf einer ganzen DIN A4-Seite eingegangen wird. Mechanismen anderer Spiele zu übernehmen und abzuwandeln ist ja nun nichts Neues, doch das konsequente und gleichzeitig humorvolle, thematisch passende Vorgehen Frieses ist einmalig. Ja, geradezu vorbildlich. Es lenkt sogar davon ab, dass der ganze Wahlkampf-Trubel im Grunde genommen nur herkömmliches Workerplacement ist. Noch dazu mit einem ungewöhnlich unattraktiven Spielplan.
Doch Fremde Federn offenbart auch keine echten Schwächen. Stattdessen trumpft es auf der Rückseite des beiliegenden Rechtfertigungszettels (dem bereits erwähnten Lobgesang auf die großartigen Spiele, von denen abgekupfert wurde) mit einer variantenreichen Highscore-Liste auf. (Als loser Zettel ist diese Liste auch einfach kopierbar.) Auf dieser lassen sich die zuerst erreichten großen Erfolge dauerhaft festhalten. Folgende Kategorien sind vorgegeben: Erster Gewinner, als einziger weniger als 95 Punkte, mehr als 120 Punkte, Sieger mit weniger als 95 Punkten, keine violette Karte im Spiel, alle Doktortitel, erstes Spiel im Jahr, Gewinn ohne „auflagenstärkste Tageszeitung“, Farbe hat gewonnen, weniger als 6 Karten übrig. Natürlich will sich jeder mal eintragen, was bei manchen Kategorien schnell und einfach geht. Später wird dies jedoch immer schwieriger, sodass andere Strategien ausprobiert werden -und damit auch riskantere und extreme Spielweisen. Frei nach dem Motto: Lieber als größter Loser eingetragen, als gar nicht verewigt.
Fazit
Noch nie war das Kaufen von Doktortiteln so einfach wie bei Fremde Federn. Zwar hält sich der Abwechslungsreichtum in Grenzen, doch motiviert die Jagd nach Einträgen in die Erfolgsliste für weitere Partien. (Offenbar sind im Bundeskorruptionsministerium noch Plätze frei, die von aufstrebenden Egomanen besetzt werden müssen...) Oder, um es mit den Worten Obama bin Ladens [Name von der Redaktion geändert] zu sagen: Yes, we play!
9 | Knudde 30.10.2012 | |
7 | cp 29.11.2012 | "besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht" -Diese Eigenerkenntnis ist sehr löblich. |
8 | MarkusB 09.05.2013 |
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