AUF DEN SPUREN VON MARCO POLO
Ziel
Die Spieler reisen als Marco Polos Gefährten durch die Gegend und besuchen die wichtigsten Städte des (mehr oder weniger fernen) Ostens, von Alexandria bis Peking.
Regeln
Zu Beginn jeder Runde wirft jeder Spieler seine fünf Würfel, die anschließend abwechselnd auf dem Spielplan eingesetzt werden, um entsprechende Aktionen auszuführen. Vor und nach jedem Zug dürfen zusätzlich Auftragsplättchen genommen, Würfel für Geld eingesetzt, Würfel neu geworfen oder im Wert verändert (beides kostenpflichtig) und schwarze Zusatzwürfel gekauft werden.
Beim Einsetzen darf grundsätzlich jedes Aktionsfeld gewählt werden, allerdings sind nur freie Felder kostenlos. Auf dem Marktplatz erhält man verschiedene Waren und Kamele, und zwar umso mehr, je höher der Würfelwert ist. Bei der Gunst des Khan gibt es stets die gleiche Belohnung (1 Ware nach Wahl + 2 Kamele), jedoch müssen die Würfelwerte in aufsteigender Reihenfolge platziert werden. Wer sich entscheidet, Aufträge zu nehmen, darf aus umso mehr Plättchen wählen, je größer der Würfelwert ist.
Wer Reisen möchte, muss gleich zwei Würfel platzieren und zusätzlich eine Gebühr entrichten. Der niedrigere Wert bestimmt die maximale Zugweite, die beginnend von Venedig aus vorgenommen werden darf. Für die verschiedenen Wege müssen zudem Kamele abgegeben werden. In den Städten wiederum können Handelsposten erreichtet werden, die weitere Zusatzfähigkeiten liefern.
Apropos Fähigkeiten: Jeder Spieler verkörpert eine von acht Rollen, die die Regeln auf individuelle Weise stark beugen oder ignorieren können. Es handelt sich dabei um Personen, mit denen Marco Polo auf seinen Reisen zu tun hatte. So beginnt Kublai Khan beispielsweise von Peking aus zu reisen, während Johannes Caprini von Oase zu Oase springen kann. Matteo Polo steht ein zusätzlicher Würfel zur Verfügung, Berke Khan zahlt heute nicht muss bei bereits besetzten Feldern nichts bezahlen und Raschid ad-Din Sinan kann sich die Werte seiner Würfel jederzeit aussuchen.
Nach fünf Runden ist Schluss und es werden Punkte verteilt: für erfüllte Zielkarten, für Geld, Handelsposten, Waren, sowie die meisten erfüllten Aufträge.
Meinung
Auf den ersten Blick wirkt Auf den Spuren von Marco Polo wie ein gewöhnliches Arbeiter-Einsetz-Spiel. Sehr professionell gestaltet zwar, mit einer ausführlichen, gut strukturierten Anleitung und einer hohen Materialqualität, wie man sie vom Verlag gewöhnt ist, doch eigentlich ohne großartige Innovationen: Arbeiter einsetzen, Belohnungen erhalten, in Siegpunkte umwandeln, fertig. Und dennoch ist Marco Polo etwas Besonderes geworden. Dies liegt daran, dass zwei (bekannte) Elemente deutlich stärker umgesetzt wurden, als man es sonst von Spielen dieser Art kennt. Das eine ist das Tempo: Bei nahezu jeder möglichen Aktion ist es sehr vorteilhaft, sie möglichst früh auszuführen, um die eigenen Kosten dafür zu begrenzen und die der Konkurrenz zu erhöhen. Es gibt so viele Dinge, die man eigentlich gleichzeitig tun möchte, dass einerseits genügend Aktionsauswahl besteht und andererseits nie genügend Arbeiter zur Verfügung stehen. Einem Mitspieler direkt zu schaden ist nicht möglich, man muss nur eben schneller sein -an möglichst vielen Stellen. Dies erfordert wiederum eine Optimierung der eigenen Züge, um den schnellstmöglichen Fortschritt herauszuholen und sich an der einen oder anderen Stelle einen Vorteil zu schaffen.
Das zweite Element sind die Sonderfunktionen der Charaktere, die den Spielverlauf ganz erheblich beeinflussen -und vor allem die eigene Strategie. Sie sorgen nämlich nicht für kleine, leicht erkennbare Boni, sondern setzen ganze Spielregeln außer Kraft. Sie sind unglaublich mächtig und reizvoll, jede einzelne von ihnen, ohne dabei ausgewogen zu erscheinen. Genau genommen sind sie so heftig, dass ein direkter Vergleich kaum möglich ist. Sicher ist nur: Sie sind unterschiedlich schwierig zu spielen und alle so interessant, dass man alle Rollen wenigstens einmal ausprobiert haben will. Die Kombination mit den Mitspieler-Charakteren, die Verteilung der Städteboni sowie die (für geübte Spieler daraus resultierende) Auswahl der Zielkarten offeriert jedoch immer wieder andere Strategien.
Dass der gute Marco Polo auf seinen Reisen viel erlebte, entdeckte und Neues nach Hause mitbrachte, dürfte übrigens bekannt sein. Es ist jedoch ein Gerücht, dass es sich beim 48. Punkt auf seiner langen Liste um "unsichtbare Tinte" handelte, weshalb die 48 auf der Siegpunktleiste fehle...
Fazit
So extrem, wie Marco Polos Reiselust, sind die Rollenfähigkeiten in diesem Spiel, das dadurch außergewöhnlich interessant wird. Die einzelnen Eigenschaften auszuprobieren, auch in Kombination mit unterschiedlichen Gegnern und den anderen Rahmenbedingungen, ist ein starker Anreiz für viele weitere Partien dieses großartigen und herausfordernden Spiels, das trotz seiner Vielfältigkeit selbst in voller Besetzung in unter 90 Minuten zu bewältigen ist.
9.5 | Fridulin67 13.05.2015 | Sehr variables und nicht langweilig werdendes Würfelplacement für Vielspieler |
7 | cp 13.05.2015 | abwechslungsreiches Herumreisen |
7.5 | Mouven 12.12.2017 | abwechslungsreich und herausfordernd, allerdings nichts für extrem Grübler (Downtime zu Groß) |
8 | ProfEich 12.12.2017 | |
9.5 | GodOsiris 12.12.2017 | |
9 | Ponsasini 30.10.2018 | |
9 | SirAnn 29.05.2019 | In meinen Augen das beste dice placement Spiel. Kaum Downtime, wenn nicht gerade Grübker am Tisch sitzen ;-) |
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